Osterholzer Anzeiger vom 01.11.2009

Immer mehr Funknetze

Vortrag am 12. November im Rathaus

VON RALF ROSPEK

Osterholz-Scharmbeck. BOS / TETRA ist das neue Reizwort für Mobilfunkgegner. Dabei handelt es sich um ein neues digitales Funknetz speziell für die Behörden, zum Beispiel Polizei, Rettungsdienste und Feuerwehr. Die Bürgerinitiative Elektrosmog Osterholz (BEO) warnt vor schwerwiegenden Folgen des neuen Funkverkehrs und bemängelt vor allem die Geheimniskrämerei darum.

Von einem „offenen Dialog mit den Bürgern“ sprach die niedersächsische Landesregierung bei der Ankündigung des neuen Funknetzes. Doch davon sei wenig zu spüren. Nachfragen würden mit dem Hinweis abgeblockt, dass es sich um ein „geheimes Funknetz“ handele. Die Bürgermeister der sechs Gemeinden, in denen BOS / TETRA aufgebaut werden sollen, wurde eine Schweigepflicht auferlegt. „Völliger Blödsinn“, sagt Peter Mehring, Vorsitzender der BEO. Die Sendefrequenzen stünden im Internet, und mit einfachen Messgeräten könne man die Anlagen orten. Und so sei es kein Geheimnis mehr, dass in Axstedt, Lilienthal und Schwanewede neue Sendetürme installiert werden sollen und in OsterholzScharmbeck, Worpswede und Ritterhude vorhandene Türme aufgerüstet. Lediglich Jürgen Rau, Bürgermeister von Axstedt, hat bisher sein Schweigen gebrochen und eine offene Diskussion begonnen.

Das neue Netz, das bereits seit einiger Zeit in Bremen getestet werde und mit erheblichen technischen Problemen zu kämpfen habe, sei in Großbritannien bereits seit langer Zeit im Einsatz. Hier habe man insbesondere bei Polizisten, Sanitätern und Feuerwehrleuten, die ständig die Funkgeräte bei sich tragen, erhebliche gesundheitliche Folgen festgestellt: Hautausschlag, nächtliche Halluzinationen, Angstzustände, Schlafstörungen, ein gestörtes Immunsystem und einiges andere.

Das Fatale an der neuen Technologie seien nicht die Sendeleistungen, sondern die im Frequenzspektrum enthaltenen Steuersignale, die zwischen drei und 20 Hertz liegen - genau dem Bereich, in dem das menschliche Gehirn extrem empfindlich reagiert.

Viel genauer über die Technologie und ihre Gefahren weiß der Wirtschaftsingenieur und Baubiologe Dr. Martin Virnich aus Mönchengladbach bescheid. Er wird am 12. November im Ratssaal in Osterholz-Scharmbeck zu diesem Thema sprechen. Dazu eingeladen sind auch alle Gemeindebürgermeister sowie die Fraktionsvorsitzenden der Räte. Peter Mehring ist gespannt, wer der Einladung folgen wird. Er wünscht sich auch viele Besucher von Polizei, Rettungsdienst und anderen Behörden. Denn sie müssen künftig die Funkgeräte ständig bei sich tragen.

Doch BOS / TETRA ist nicht das einzige Thema, das die BEO beschäftigt. Sorgen bereiten vor allem auch die vielen neuen Funknetze, die in Zukunft entstehen. Viele Mieter und Hausbesitzer haben an ihren Heizkörpern bereits funkgesteuerte Verbrauchszähler. Sind ja auch praktisch. Sie senden die Werte an eine Basisstation, so dass der Ableser nicht mehr in jede Wohnung muss. Allerdings gibt es intelligente und auch ausgesprochen dumme Geräte. Das übelste in einem Test nahm alle 30 Sekunden Kontakt zur Basisstation auf, Tag und Nacht, jahrein, jahraus - an allen Heizkörpern. Der Kunde erfährt natürlich nicht, was er da bekommt.

Aber damit nicht genug. Auch funkgesteuerte Wasserverbrauchszähler werden immer häufiger eingebaut. Ab 2011 funktionieren alle neu eingebauten Stromzähler per Funk. Bis 2018 soll die Technologie flächendeckend installiert sein. Auch dazu wird Dr. Virnich in seinem Vortrag einiges zu erzählen haben.

Der Vortrag zum Thema „Risiko Mobilfunk“ mit Dr. Martin Virnich findet am Donnerstag, 12. November um 19.30 Uhr im Ratssaal des Rathauses Osterholz-Scharmbeck statt. Der Eintritt ist frei.