Osterholzer Kreisblatt vom 30.04.2009

Gegen Hochfrequenz-Strahlung

Bürgerinitiative sieht Gefahr: Psychische Störungen durch Handys und Zahnplomben

Von Horst Frey

Landkreis. Seit 1995 sind die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen um 80 Prozent gestiegen. Das besagt eine Studie, die im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde. Ursache: der Termin- und Leistungsdruck am Arbeitsplatz. Für Peter Mehring, Vorsitzender der Bürgerinitiative Elektrosmog Osterholz (BEO), ist dagegen die elektromagnetische Hochfrequenzstrahlung der Handys und der Sendemasten dafür verantwortlich.

"In genau diesem Zeitraum wurden die Anwendungen im Mobilfunkbereich um ein Vielfaches erhöht", erklärte Mehring gestern gegenüber Journalisten. Seit Jahren warnt die Bürgerinitiative vor den hochfrequenten Strahlungen. Nun wird von einem Zusammenhang von Hochfrequenzstrahlung mit Schwermetallvergiftungen berichtet. Mehring verwies gestern auf den Mediziner Dr. Joachim Mutter, der auf einem sogenannten Mobilfunk-Symposium in Mainz die Zunahme der psychischen Störungen von Jugendlichen auf diesen Zusammenhang zurückgeführt hat. Die Fälle der Entwicklungsstörung Autismus sind demnach in den vergangenen 30 Jahren um das 60-fache gestiegen. Hier werden insbesondere die Amalgam-Füllungen der Zähne in Verbindung mit den Hochfrequenzstrahlen der Mobiltelefone als Ursache angeführt.

Auf dem Symposium habe Professor Erich Schöndorf, der frühere Staatsanwalt in den Holzschutzmittel-Prozessen, Parallelen der damaligen Skandale zu den heutigen Wirkungen der Hochfrequenzstrahlungen der Handys aufgezeigt. Reste des Holzschutzmittels gasten aus und vergifteten die Bewohner. Heute würden die unhörbaren Strahlungen der Handys die Menschen schädigen. Auch damals habe es Gutachter gegeben, die Schädigungen durch Holzschutzmittel ausschlossen.

"Gefährlich sind aber auch schnurlose Telefone", betonte Mehring. "Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Diese Apparate wurden inzwischen weiterentwickelt und strahlen nur noch, sobald telefoniert wird." Es gebe sogar Telefone, deren Strahlungsleistung per Regler reduziert werden kann. Mehring verwies auf eine entsprechende Liste, die der gemeinnützige Verein für fünf Euro verkauft. Sie ist unter der E-Mail-Adresse beo-ohz@web.de erhältlich.

Bei der Gelegenheit verwies Mehring darauf, dass der Verein auf Unterstützung - insbesondere finanziell - angewiesen sei. Mehring: "Die meisten Referenten, die wir für Vorträge einladen, kommen aus Süddeutschland. Dafür benötigen wir Geld."

Vereinsmitglied Brigitte Becker aus Osterholz-Scharmbeck verwies darauf, dass auch sie einen Vortrag über die möglichen Gefahren hochfrequenter Strahlungen der Mobiltelefone ausgearbeitet habe, den sie beispielsweise für Landfrauen oder Kirchengemeinden halten könnte.

Es kommen nach Auffassung der beiden weitere Belastungen auf die Menschen zu: So soll künftig in allen Wohnungen sogenannte Funkheizkostenverteiler an alle Heizkörper installiert werden, die ununterbrochen die Verbrauchsdaten an einen Sammelzähler im Treppenhaus sendet.

Neue Stromzähler übermitteln per Funk ihre Daten an den Energielieferanten. Wie berichtet, wollen die Stadtwerke Osterholz mit ihrer Installation noch warten. Wie Mehring weiter erklärte, soll auch ein neues Mobilfunknetz für Polizei und Rettungskräfte im Kreisgebiet installiert werden. Außerdem setzt sich der Verein dafür ein, dass für das Breitband-Netz im Landkreis die teuere Glasfaser zur Anwendung kommt.

"Wir haben von unseren Aktivitäten keine finanziellen Vorteile, wir wollen aber mit unserem Engagement erreichen, dass Kinder und Jugendliche vor Strahlungen geschützt werden. In Schulen und Kindergärten gehören keine Geräte mit elektromagnetischen Strahlungen", betonte Mehring. Der Verein möchte insbesondere Eltern über mögliche Risiken der Technologie aufklären.

Mehring verwies auf eine Podiumsdiskussion am Freitag, 8. Mai, im Rathaus Osterholz-Scharmbeck. Dr. Lebrecht von Klitzing spricht ab 19.30 Uhr zum Thema "Mobilfunkstrahlungen heute - Lösungswege für die Zukunft". Eingeladen wurden als Mitdiskutierende ein noch nicht genannter Vertreter einer Handy-Firma sowie Landrat Dr. Jörg Mielke und Bürgermeister Martin Wagener.